Merk´s Wien

Sommer wie früher

Seit Juni hat es zwischen 30 und 36 Grad, kaum ein Tag darunter, wir stöhnen unter der Hitze. Gefühlt sind das mindestens 40 Grad, das hat es noch nie gegeben, schlichtweg ein Wahnsinn. Und das alles wochenlang, das Wienerherz ist empört, weiß, dass es früher besser war und entrüstet sich.

Immer neue Rekorde in den Nachrichten. Der Asphalt flimmert, die Bäder sind überfüllt, es wird schon empfohlen, die Mittagshitze zu meiden, den Schatten zu suchen, Wasser zu sparen.  All das geschah 2015, 2017, 2018 und 2019.

Wo sind sie, die guten alten Zeiten, dachte das Wienerherz, als Rudi Carell 1975 noch singen musste, „Wann wird es endlich wieder Sommer“. Im Juni und Juli 1975 war es nicht etwa so, dass die Sonne nicht schien, es war bloß zu kühl für die Jahreszeit. 

Und Rudi Carell wurde in diesem Jahr tatsächlich erhöhrt.  Im August 1975 ist er da, der zum Hit gewordene Sommer, immer wieder mal heiß und gewittrig! Das Wienerherz ist beruhigt und sonnt sich in angenehmer Abwechslung. 

Doch nun, nach wüstenähnlichen Jahren, in denen das stets flexible Wienerherz selbstverständlich per Flugzeug in den noch heißeren Süden ausgewichen ist – schließlich ist Urlaub Urlaub – ist es enttäuscht. 

Coronabedingt gezwungen in der angenehm kühleren Heimat den Urlaub zu verbringen, hat das Wienerherz wieder zu seiner Bestimmung gefunden. Dieses wundervolle Granteln,  dieses gottgewollte Auflehnen gegen die Vernunft, dieses Ignorieren der eigenen Erfahrung.

Heuer will der Sommer einfach nicht kommen. Ja, immer wieder scheint die Sonne, aber ebenso oft regnet oder gewittert es. Und die mal niedrigen, mal höheren Temperaturen  können das Wienerherz nicht erfreuen. Es ist anspruchsvoll: 27 Grad sind schon wenig und ab 30 Grad ist es einfach zu heiß.

Ein Sommer wie früher. Endlich! Oder nicht?

- tho-

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