Merk´s Wien

Helden ohne Portefeuille

Wo sind sie, diese Helden der Arbeit, diese unverzichtbaren Systemerhalter, denen von Balkonen aus applaudiert wurde? Jene, die den Gefahren des Corona-Virus getrotzt haben. Jene, die die Ordnung aufrechterhalten, die uns in den Spitälern und zu Hause behandelt, die unsere Versorgung mit Lebensmitteln garantiert haben.

Sie haben sich kasteit und wurden vollmundig gelobt für ihre Taten. Sie haben sich erstmals verstanden und geschätzt gefühlt.  In der Not haben plötzlich viele erkannt, dass wir sie brauchen, diese „Helden“. 

Viele sind zur wenig überraschenden Ansicht gekommen, dass ausgerechnet diese so Wichtigen dürftig entlohnt, kaum geschätzt und noch weniger achtsam behandelt werden. Ja, zahlreiche Versprechungen und Belohnungen stehen im Raum – allerdings noch immer!

Wo sind sie geblieben, diese Helden? Sie sind noch da, sie leisten dieselbe Arbeit, doch nun wieder bestenfalls unbeachtet. Die vermeintliche Normalität hat Einzug gehalten.  Was gestern war, ist heute überholt!

Immerhin haben so manche aus Corona gelernt. Beispielsweise potentielle Patienten und Besucher in Spitälern samt deren vorgelagerten Triage-Containern.  Auf die Frage, wo waren sie in den vergangenen zwei Wochen, kommt prompt die Antwort „zu Hause“.  Aber auch die Helden des Corona-Höhepunkts haben gelernt. Denn die Nachfrage, „wo zu Hause“ ergibt ab und an „Serbien“ oder „Kroatien“.

Das Virus hat mit den Lockerungen seinen Schrecken verloren, ebenso wie die Versprechungen ihre Umsetzung und die Versprechenden ihr Gedächtnis, so scheint es.  

Mag sein, dass manches eine Weile braucht und manch anderes als vorrangiger angesehen wird. Dennoch sei die Frage erlaubt, warum Wien als sehr potenter Arbeitgeber im Gesundheitsbereich nicht vorprescht und damit andere zum Handeln zwingt.

Schließlich ist solches in Sachen Grippe-Impfung gratis für alle ab 8. Oktober ja auch kostenintensiv möglich.  Dass letzteres mit dem Wahltermin am 11. Oktober in Zusammenhang stehen könnte, wird an dieser Stelle selbstverständlich in Abrede gestellt.

- tho-