Maske macht mobil

Merk´s Wien​
Maske macht mobil

Einer Erscheinung gleich betreten Leo Lässig und Carola Cool die U-Bahn am Stubentor. Nicht mehr jugendlich , aber jung, das Outfit makellos, weil markengerecht. Schnell den Rücken an die Glaswand drücken, Handy raus und Finger drauf, alles im locker anschmiegsamen Gespräch. Eine Szene des Alltags sollte man meinen. Und dennoch, ein Stück fehlt zur Perfektion der Situation: die Maske!

Sahen sie nicht die allerorts Vermummten im Waggon, haben sie im verklärten Taumel der Gegenwart des jeweils anderen darauf vergessen, oder gehören sie gar zu den Ärmsten, die maskenlos nur noch mit ärztlichem Attest in der Tasche fahren und ungerechtfertigt böse Blicke, Anpöbelungen und Ärgeres erdulden müssen?

Der zugegebenermaßen auch nicht ganz höfliche Hinweis des mittelalterlichen Herrn am Vierersitz hinter der Glaswand klärt die Situation schlagartig. Es folgt ein erhellendes „Wir sind gesund“. „Na, Gott sei Dank“, möchte man schreien und verstummt ehe es ausgesprochen.

Unvermittelt drängt sich der Gedanke auf, die hätten den Hausverstand zu Hause gelassen und Eigenverantwortung eigen interpretiert. Doch kaum gedacht, folgt der Clou. Der mittelalterlich Maskierte hat sich erhoben und geht zur Tür um beim nächsten Halt auszusteigen. Jetzt neben dem anschmiegsamen Paar hüstelt er mehrfach und meint trocken, „ich nämlich nicht“.

Dass die Minen des Paares Unverständnis zeigen, dass die ebenso hübsche wie unbedarfte Dame gegenüber beim Telefonieren mit dem Handy selbstverständlich ihre Maske am Hals baumeln lässt, dass der gut gebaute Herr am Vierersitz nebenan offenbar Atemprobleme hat, wenn er die Maske auch über die Nase zieht, fällt da gar nicht mehr ins Gewicht.

Und, wem diese Erlebnisse nicht reichen, dem sei empfohlen, beim Westbahnhof in die U6 umzusteigen!

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